1504 bis heute

(Fest)Geschichte


Die Belagerung Brettens

1504 belagern Truppen des Herzogs von Württemberg Brettheim. Den Belagerten gelingt trickreich der Ausfall. Dieser „Sieg“ bildet den geschichtlichen Hintergrund für das Treiben in der spätmittelalterlichen Stadt, in der auch die Traditionen der Bürgerwehr, der Fanfarenzüge und des Schäfersprungs bis heute fortleben. Rund 50 historische Gruppen aus nah und fern sind am Peter-und-Paul-Fest beteiligt, das die Vereinigung Alt-Brettheim in Kooperation mit der Stadt Bretten alljährlich veranstaltet.

Die Festtage stehen jeweils unter einem eigenen Motto: am Freitag heißt es „Brettheim rüstet sich“, am Samstag „Brettheim verteidigt sich“, am Sonntag „Brettheim huldigt dem Kurprinzen“ und am Montag „Bretten feiert“. Besondere Aufmerksamkeit widmen die Programmgestalter dabei auch Familien mit Kindern: Am Samstagnachmittag in der Simmelturm-Arena und auf dem Kirchplatz sowie am Montagnachmittag bei den beliebten Spielen „Vom Knappen zum Ritter“ kommt der Nachwuchs voll auf seine Kosten.

die Stadt wird zur Bühne

Akrobatik und Künstlerisches wird in Hülle und Fülle geboten. Zu den Festattraktionen zählt am Freitag zum Auftakt der große ökumenische Gottesdienst auf dem Kirchplatz und die anschließende Festeröffnung auf dem Marktplatz, der Zapfenstreich und das Höhenfeuerwerk am Samstag sowie natürlich der große historische Festzug mit über 3.000 Gewandeten am Sonntag. Die Gruppe um Jungschützenkönig und Schützenkönig erinnert dabei an das Freischießen früherer Zeiten. Außerdem gibt es einen großen Block historischer Bürgerwehren zu bestaunen. Sonntagnachts erinnert der schauerliche Pestzug an die Geißel des Mittelalters. Das traditionelle Schwartenmagenfest am Montag rundet das abwechslungsreiche Festprogramm ab.

Besinnlich geht es das gesamte Fest über im Melanchthonhaus mit Chören und höfischer Musik sowie in der Stiftskirche mit gregorianischen Gesängen zu. Darüber hinaus ergänzt ein attraktives Musikprogramm – Rock und Pop kommen beim Stadtfest nicht zu kurz – auf der abendlichen Marktplatzbühne den Reigen. Und für die Freunde mittelalterlichen Tanzes wird selbstverständlich allspätabendlich auf dem Kirchplatz gesorgt.


„Wir haben es geschafft!“

So titelt Ende 2014 die Presse, als das Peter-und-Paul-Fest in der ersten Auswahlrunde in das „Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen wird. In einem Schreiben erklären das Expertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission und der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, dass das Peter-und-Paul-Fest „für die Menschen der Region identitätsstiftend und von großer Integrationskraft für alle Bevölkerungsgruppen“ ist. Verwiesen wird in der Würdigung der Deutschen UNESCO-Kommission außerdem darauf, dass sich das Fest beispielhaft an „historischen Begebenheiten und Traditionen“ der Stadtgeschichte orientiert. Ebendies kommt in dem bereits seit Jahren verwendeten Festmotto „Eine Stadt lebt ihre Geschichte“ so trefflich zum Ausdruck.

 

Logo Immeraterielles Kulturerbe

Historische Quellen

Da ist zum einen der Schäfersprung. Belege, welche bis ins Jahr 1634 zurückreichen, geben Zeugnis von einem Schäfermarkt in Bretten am 10. August, von dem berichtet wird, dass dort „seit alters“ ein Wettlauf stattgefunden habe. Im Zuge der Neubelebung des Festes nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Schäfergruppe ins Leben gerufen, welche beschloss, dieses Treiben früherer Jahrhunderte wieder auf- und bis heute fortleben zu lassen.

Eine wichtige Rolle in der Festgeschichte spielt die Bürgerwehrtradition. Ladebriefe zu einem Wettschießen vor den Toren der Stadt sind bereits im 16. Jahrhundert belegt. Aus diesem Wettschießen wehrhafter Bürger entsteht später die örtliche Bürgerwehr. Sie wird urkundlich erstmals im Jahre 1824 erwähnt. Die Statuten der damals „Bürgermilitärcorps“ genannten Wehr stellen erstmals einen Zusammenhang her zwischen dem sogenannten Freischießen, dem Volksfest und dem Ausfall vom 28. Juni 1504.

Schützenverein und Bürgerwehr sind es, die nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Wiederbelebung des Peter-und-Paul-Fests sorgen. Ältere Brettener bezeichnen das Fest deshalb noch als „Schützenfest“. Der Empfang der Gäste der Bürgerwehr mit Ehrungen und Auszeichnung des Schützenkönigs beim jährlichen Freischießen sowie der große Zapfenstreich am Samstag und der beeindruckende Bürgerwehrblock im Festzug am Sonntag gehören zu den Höhepunkten eines jeden Peter-und-Paul-Fests.

Die dritte historische Quelle für das Festgeschehen ist uns aus der Beschreibung Georg Schwartzerdts – Bruder Philipp Melanchthons und Schultheiss zu Bretten – über die Belagerung der Stadt durch die Truppen des württembergischen Herzogs Ulrich im Jahre 1504 überliefert. Das Leben und Treiben in der Stadt jener Zeit, ihre Verteidigung gegen die Belagerer und schließlich der erfolgreiche Ausfall der Belagerten, welcher zum Abbruch der Belagerung und einem Waffenstillstand führte, werden an den drei Festtagen von Freitag bis Sonntag in der gesamten Innenstadt in Szene gesetzt. Die Darstellungen werden ergänzt durch ein buntes Lagerleben von etwa 50 eigenen Gruppen sowie eingeladenen Gastgruppen, die attraktive Einblicke in das Leben einer spätmittelalterlichen Stadt geben.


Das Fest lebt von seinen Mitgliedern. Mach mit.

Das Peter-und-Paul-Fest lebt nicht zuletzt von den vielen Aktiven, die das historische Event alljährlich ehrenamtlich auf die Beine stellen. Veranstalter des Festes ist seit 1950 die „Vereinigung Alt-Brettheim e.V.“ Hier kannst du Mitglied in diesem traditionsreichen Verein werden, der Geschichte schreibt und erlebbar macht.