Seifensieder
Wann der Mensch das Waschmittel zum ersten Mal verwendet hat, lässt sich nicht genau datieren. Die älteste Rezeptur stamt von den Sumerern aus der Zeit 2500 v. Chr. Eine Tontafel fand man in Tello (Mesopotamien), sie empfiehlt zur Herstellung einer Waschpaste einen Liter Öl mit der fünfeinhalbfachen Menge Pottasche zu vermischen und zu kochen. Als Pottasche bezeichnete man die Asche einer Pflanze, die reich an kohlensaurem Kalium war. Sie gewann man aus verbrannten Dattelpalmen und Tannenzapfen. In ägyptischen Dokumenten wird berichtet, dass sie Seife herstellten, indem sie pflanzliche Öle und Soda vermischten und diesen Sud dann kochten. Die Gallier waren es, die eine festere Natronseife benutzten. Sie verwendeten zur Herstellung die Asche von natriumhaltigem Seetang. Diese Seifen wurden begehrte Handelsartikel der Römer, die sie vorwiegend zu kosmetischen Zwecken benutzten.
Im frühen Mittelalter waren es die Araber die ihr Geschick in der Kunst des Seifensiedens nach Europa brachten. Die Araber stellten durch „Kaustifizieren“ von Soda oder Pottasche mit Ätzkalk die ersten festen Kaliseifen her. So entwickelte sich im frühen Mittelalter der Mittelmeerraum zu einem Zentrum des blühenden Seifensiederhandwerks. Spanien, Italien und Frankreich besaßen die erforderlichen Rohstoffe. Oliven dienten als Öllieferant und die Asche von Meerespflanzen enthielten das Soda.
Durch den Zusatz von Duftstoffen, die aus verschiedenen Pflanzen gewonnen wurde, verfeinerte man in Frankreich die Seifen. Damit war die Toilettenseife geboren, die als kosmetische Seifenkugeln an Europas Höfen hochgeschätzt, für die Masse der Bevölkerung aber unerreichbare Kostbarkeiten waren.
Die Seife im Mittelalter
Bis ins 13. Jahrhundert war Baden ausschließlich den Adlige vorbehalten, die wöchentliche Bäder in ihren Häusern nahmen. Man unterhielt seine Gäste während man badete. Bald darauf gab es öffentliche Badehäuser. Die Kirche stellte sich gegen diese öffentlichen Bäder. Sie war überzeugt, dass das Baden unzüchtiges und unmoralisches Benehmen fördert.
Mit der Abnahme der öffentlichen Bäder wurde das Baden nicht mehr alltäglich. Das Sich-waschen wurde ein unnötiges unmoralisches Unterfangen, deshalb fand die Seife nur zum Reinigen der Kleidung (und dies war selten) noch Verwendung.
Im christlichen Mittelalter wurde das Baden und allgemein das Interesse am Körper mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Die Standards der Körperpflege und damit auch die Seife gerieten mehr und mehr in Vergessenheit. Die fatale Folge: unhygienische Verhältnisse und todbringende Seuchen in ganz Europa.
Ärzte und Mediziner warnten vor Wasser und Seife. Wasser könne durch die Poren dringen und die Körpersäfte erweichen. Es genügte die Körperwäsche zu wechseln. Diese hatte die Aufgabe den Körper reinzuhalten.
In Frankreich war der Adel davon überzeugt, dass ein Bad zu nehmen tödlich sein konnte. Man benutzte kein Wasser und keine Seife mehr zum Waschen, stattdessen parfümierte man den Körper und die Kleidung. Das Seifensieder-Handwerk hatte somit einen sehr schweren Stand. Selbst in großen Städten wie Köln, Wien und Krakau konnten nur noch wenige Seifensieder (die auch Kerzenmacher waren) von ihrem Handwerk leben.
Die Seifensieder in unserer Region benutzten immer tierische Fette. Diese gab es in ausreichender Menge und zudem waren sie sehr preisgünstig. Talg, Schmalz, Rinder- und Nierenfett, Fleischreste, Schwarte und Tropffett wurden vom Seifensieder im Tausch gegen Seife gesammelt, die er später lieferte. Man schmolz die Fettreste ein und reinigte sie für die Verseifung. Dann brauchte der Seifensieder noch Asche, aber auch diese gab es damals reichlich. Die hergestellten Schmier- und Kernseifen brauchte man auch für gewerbliche Zwecke, z.B. beim Bleichen und Walken.
Unsere Seifensieder
Die Gruppe der Seifensieder wurde 1990 von Helga und Martin Rothfuß gegründet. Ziel unserer Gruppe ist es, das Brauchtum der Seifensieder des Mittelalters darzustellen, mit historischer Kleidung und Herstellung der Seifen wie damals. Für die Seifen benötigen wir Rinderfett, Natronlauge und Regenwasser. Durch das Hinzusetzen von Pflanzen bekommt die Seife Farbe und Duft.
Seit 2002 sind wir ein eingetragener Verein. In der Vergangenheit hatten wir Auftritte bei mittelalterlichen Märkten und Stadtjubiläen in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, sowie in Quattro Castello/Italien und Tortosa/Spanien. Unser Verein umfasst derzeit 15 Mitglieder.
Sind Sie am Mittelalter und seiner Handwerkskunst interessiert? Dann bewerben Sie sich bei uns und erlernen das Seifensiederhandwerk.
„Gott erhalt ’se, die fettsauren Salze“
Kontakt:
Martin Rothfuß
Vorsitzender
mhlrothfuss@t-online.de
Stand: 23.06.2025