Steinmetz und Weberei

Foto: © Steinmetz und Weberei

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Steinmetz und Weberei

Handwerk ist durch Gewohnheit erlangte Geschicklichkeit

Alles begann im Jahre 1998 in einem Hinterhof in der Melanchthonstraße: Ein Zusammenschluss von anfänglich nur zwei Personen begann damit das mittelalterliche Handwerk der „Steinmetze und Weber“ neu aufleben zu lassen. Unterschiedlicher könnten diese beiden Berufe kaum sein: Nach allen Seiten stieben die Splitter, wenn der Steinmetz unförmige Gesteinsbrocke mit all seiner Kraft und Ausdauer bearbeitet, bis am Ende eine einzigartige Steinfigur entsteht. Eine Weberin hingegen ist in der Lage, aus Garn nützliche und zugleich wunderschöne Tuche mit den unterschiedlichsten Mustern anzufertigen. Wohlmöglich ist aber die Geschicklichkeit, welche die beiden Berufe zugleich fordern, das verbindende Band der Gruppe.

Wohl der verbreitetste Beruf im Mittelalter war der des Webers. Nicht ohne Grund, denn ohne ihn wäre das alltägliche Leben kaum möglich – man denke nur einmal an die Kleidung! „Leinen und Band fürs edle G’wand“. Wir Weber begannen zunächst damit Borten, Bänder sowie Gürtel und Kopfbedeckungen, passend zu den mittelalterlichen Bekleidungen, durch die Kunst der Bandweberei herzustellen. Doch das sollte nicht genug sein: Einige Jahre später wurde ein authentischer und historischer Webstuhl angeschafft und originalgetreu restauriert, damit in Zukunft auch Leinen- und Wollstoffe von Hand angefertigt werden konnten. Auch ein mittelalterliches Spinnrad gehört mittlerweile zur Handwerksausstattung unserer Gruppe. Mit diesem Spinnrad werden lose Fasern durch gleichzeitiges Verdrehen und Auseinanderziehen zu einem Faden verarbeitet, welchen wir dann anschließend zum Weben oder Stricken weiterverwenden.

Dennoch haben wir den Beruf des Steinmetzes nicht vernachlässigt, da insbesondere dieser Beruf zu einem der wichtigsten im Hochmittelalter zählte. Die früheren Hauptaufgaben eines Steinmetzes bestanden darin Bausteine für Häuser, Mauern und Bögen herzustellen, da sich das bevorzugte Baumaterial von Holz zu Stein wandelte. Hervorzuheben ist hierbei aber, dass die Arbeit immer vom Groben bis hin zum Filigranen ausgeübte wurde. Hierbei geht der Beruf des Steinmetzes in den des Steinbildhauers über, welcher mit künstlerischem Anspruch die hergestellten Steine zu Reliefen, Gesimsen oder gar Figuren meißelt. Deshalb ist die Steinfigur des „Brettener Hundles“ auch immer im Lager unserer Gruppe vorzufinden.

Mittlerweile ist die Anzahl unserer anfänglich doch sehr überschaubaren Gruppe auf über 20 Personen gewachsen und auch ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil von Brettens großartigem Peter-und-Paul-Fest geworden. Auch sind wir nicht mehr in dem kleinen Hinterhof ansässig, sondern haben nun unseren festen Platz am Seedamm gefunden. Der Alltag unserer Gruppe ist genauso abwechslungsreich wie die beiden Berufsbilder: Vom Morgengrauen bis zur Dämmerung werden Spulen gewickelt, Weberzöpfe geflochten, Werkzeuge geschliffen und repariert, Steine behauen, Bänder gewebt und neugierige Lehrlinge in die hohen Künste eingewiesen. Unser Arbeitstag endet mit einem geselligen Beisammensein und einem deftigen Abendbrot.

Susanne Kalmbach
sbachstaedter@web.de

Stand: 23.06.2025