Kettenhemdmacher / Sarwürker
Im Jahr 1999 schlug die Geburtsstunde des Kettenhemdmachers auf dem Peter-und-Paul-Fest. Als Ein-Mann-Gruppe zeigte Engelbert „Engel“ Schmitz, seit vielen Jahren am Bodensee bei Salem ansässig, was man alles aus Drahtringen machen kann. Er entdeckte seine Liebe zum Fest und die Faszination zum Kettenhemd jedoch schon viel früher, nämlich anno 1991. Damals besuchte er zum ersten Mal das Peter-und-Paul-Fest. Kurze Zeit später schloss er sich der Gruppe „des Schedels schwarzer Haufen“ an, von der er sich dann aber 1998 trennte, da sein Handwerk wenig zu den kriegerischen Aktivitäten des Fähnleins „Schedel“ passten.
In den darauffolgenden Jahren entstand eine familiäre Gruppe, die derzeit sieben Mitglieder zählt, mit Lagerplatz am Seedamm. Hier wird gemeinsam gelebt, gearbeitet, gekocht, gegessen und natürlich auch gefeiert. Hier werden Ringe gedreht, Panzerkrägen und Kettenhemden „gestrickt“, Schmuck und Schlüsselanhänger gefertigt und fertige Werkstücke gezeigt, die auch anprobiert werden können. Ein besonderes Highlight ist das „neckische Kettenhemd für die Frau“.
Ein geübter Kettenhemdmacher benötigt für die Verarbeitung von 1.000 Ringen vier bis fünf Stunden. Ein Kettenhemd besteht aus rund 30.000 Ringen. So kann man sich die Frage, wieviel Zeit man für die Fertigung für so ein Hemd braucht, beantworten. Die Ringe bestehen aus Stahldraht und es gibt sie in unterschiedlichen Größen, Stärken und Farben. Das Gewicht eines kompletten Hemdes liegt bei 10 bis 15 kg. „Gestrickt“ wird mit zwei Zangen, den Sarwürker-Zangen, wobei mit Geschick und Kraft jeder einzelne Ring eingehängt und zurechtgebogen werden muss. Je nach Machart entstehen unterschiedliche Muster und Stärken des fertigen Werkstückes. Je dichter ein Kettenhemd, eine Haube oder ein Kragen „gestrickt“ ist, umso schwerer ist es für einen Angreifer die Kettenrüstung, auch „Ringelpanzer“ genannt, mit einer Waffe zu durchbrechen und den Träger zu verletzen.
Der Sarwürker oder Kettenhemdmacher war dem Schmiedehandwerk zugeordnet und im Mittelalter ein angesehener Beruf. Seine Arbeit war für die Landesherren und Heeresführer von großer Bedeutung, da sie dem Schutz des Heeres, der Landsknechte usw. diente.
Unser Lager am Seedamm lädt alle ein zum Zuschauen, Nachfragen, Austauschen, gemeinsam Spaß haben, und vor allem möchten wir allen die Geschichte und die Kunst des Kettenhemdmachens ein Stück näher bringen.
Stand: 23.06.2025