Zeidler zu Bretteheim

Foto: © Zeidler zu Bretteheim

Zeidler zu Bretteheim

Nach dem PuP-Fest 2017 war für einige begeisterte Peter und Pauler klar: „Beim nächsten Peter und Paul wollen wir eine eigene Gruppe gründen.“ Gesagt, getan. Heraus kam die Gruppe „Zeidler zu Brettheim“, die 2018 mit insgesamt 24 Erwachsenen und 12 Kindern bei der Berufsschule am Seedamm ihr Lager das erste Mal aufstellt hat.

Das Handwerk der Zeidler

Das Zeidelwesen hat seinen Ursprung im frühen Mittelalter. „Zeidler“ waren Personen, die beruflich Waldbienenhaltung betrieben. Im damaligen Sprachgebrauch war „Zeidel“ der Honig. „Zeideln“ kommt aus dem Altdeutschen und bedeutet „Honig schneiden“ oder auch „herausschneiden“ der Honigwaben aus dem Bienenstock. Anders als bei heutigen Imkern, wurde beim Schneiden von Honig die gesamte Honigwabe entnommen. Dadurch konnten Honig und Wachs von den Zeidlern sofort verwertet und weiterverarbeitet werden.

Die tägliche Arbeit der Zeidler ist charakterisiert durch das Sammeln von Honig von wilden oder halbwilden Bienen in den Wäldern. Durch planmäßiges Vorgehen konnten neue Nistplätze für die Bienen angelegt werden. Dadurch vermehrte der Zeidler seine Bienenvölker, was wiederum den Ertrag steigerte. Die Bienen wurden nicht, wie in der heutigen Imkerei, in gezimmerten Bienenstöcken oder Bienenkörben gehalten. Dennoch sorgten die Zeidler für Bienenwohnungen hoch oben in den Stämmen von Bäumen, den sogenannten „Beuten“. Das sind künstliche Höhlen unterhalb des Baumwipfels, welche durch das Aushöhlen der Bäume entstehen. Beim Bau der Beute wurde oftmals die Baumkrone entfernt um Schäden durch einen Windbruch vorzubeugen. Aber durch diesen Eingriff starb der Baum ab, was auf Dauer zu einer Dezimierung des Baumbestandes führte. Damit die Bienen in die Beute ein- und ausfliegen konnten, wurde als Eingang ein kleines Flugloch gefertigt. Die Besiedelung der Baumbienenwohnungen hing ganz von ihrem natürlichen Umfeld ab. Die Beuten wurden entweder von schwärmenden Bienen besetzt oder es wurde ein Bienenschwarm gezielt von den Zeidlern angesiedelt. Das Einfangen von Bienenschwärmen war ausschließlich den Zeidlern erlaubt.

Die Beute-Techniken wurden über die Jahre verbessert. So entstand die Klotzbeute: ein Stück ausgehöhlter Baumstamm mit einem Bienenstock. Dieser wurde in der Nähe des Wohnhauses auf die Erde gestellt. Durch diese Nähe zur Zivilisation waren die Bienen vor wilden Tieren besser geschützt. Aus den Klotzbeuten entwickelten sich die Bienenkörbe und die heutigen Bienenkästen.

Die Erträge der Zeidler waren zur damaligen Zeit unbeschreiblich wertvoll. Zum einen der Honig, das flüssige Gold, was damals das einzig bekannte Süßungsmittel für Speisen und Getränke war. Zum anderen das Wachs, welches für die Herstellung von Kerzen verwendet wurde. Diese Bienenwachskerzen stellten die nahezu einzige Alternative zu offenem Feuer für die Beleuchtung in der Nacht dar. Die Bienen lieferten aber auch Basisstoffe für die damalige Medizin: Propolis (Kittharz der Bienen) oder das Gelee Royal (Königinnenfutter). Somit waren die Zeidler durch die Gewinnung dieser wertvollen Materialien angesehene und gefragte Bürger im Gesellschaftssystem.
Begründet durch ihre besondere Position wurde ihnen durch Kaiser Karl IV. um 1350 in einer Urkunde, dem Zeidler-Freiheitsbrief, besondere Rechte zugesprochen. Zu diesen Privilegien gehörte unter anderem die Zoll- und Lehensfreiheit (steuerfreier Besitz von Land und Gütern) im ganzen Land, eine eigene niedere Gerichtsbarkeit, ein niedriges Jagdrecht sowie kostenloses Holz zum Bau der Beuten. Weiblichen Nachfahren wurden diese Rechte und Pflichten vererbt, was zur damaligen Zeit sehr außergewöhnlich war. Das Führen einer Waffe, der Armbrust, war ihnen erlaubt. Außerdem durfte an Sonn- und Festtagen eine Tracht getragen werden. Im Alltag trug man Arbeitskleidung mit Gesichtsschutz, einer sogenannten Korbgugel. Als Gegenleistung für die besonderen Rechte waren die Zeidler verpflichtet, einen großen Teil ihrer Erträge an den Kaiser und Landesfürsten sowie den Klerus abzugeben. Sie waren zuständig für die Pflege des Waldes und die Wiederaufforstung der Wälder nach Stürmen oder Bränden und trugen somit die ganze Verantwortung für das Wachstum der Bäume und Bienen. Außerdem konnten die Zeidler durch den Kaiser zum Kriegsdienst mit der Armbrust einberufen werden.

Mit selbst hergestellten Klotzbeuten, Korbgugel, Zeidelwerkzeug und einem Kinderbastelangebot am Samstagnachmittag wollen wir die Besucher des Festes auf uns aufmerksam machen und dieses Handwerk näherbringen. Zudem nehmen wir am Festzug teil. Wer mehr erfahren möchte, schaut am Peter-und-Paul-Fest einfach bei uns vorbei.

Kontakt:
Markus Hofmann
Markushofmann_87@web.de

Stand: 23.06.2025